Was ist los in der Landwirtschaft und warum ist sie nicht zukunftsfähig?
Dieser Frage sind rund 400 international tätige Wissenschaftler auf Initiative der Weltbank und der UNO nachgegangen. Im Jahr 2009 wurde der Weltagrarbericht über die globale Entwicklung der Landwirtschaft veröffentlicht.
Sie kamen zum Schluss, dass die Landwirtschaft an einem Scheideweg steht, an dem ein „Weiter so!“ keine Option sei. Der Weltagrarbericht warnte vor dem absehbaren Zusammenbruch der industriellen Landwirtschaft und zeigte Lösungen auf. Die Zukunft wird in der Agrarökologie und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft gesehen.
Obwohl mehr als genug für die Ernährung der Weltbevölkerung produziert wird, hungern immer noch ca. 700 Millionen Menschen. Davon sterben sechs Millionen Kinder weltweit nach UN-Angaben jedes Jahr an den Folgen von Hunger und Unterernährung, das sind 7000 Kinder pro Tag.
Dabei werden nur 43% der weltweiten Nahrungsmittelproduktion als Lebensmittel genutzt. Über die Hälfte wird zu Tierfutter, Sprit und Rohstoffen für die Industrie verarbeitet. Rund zwei Drittel der Nahrungsmittel landen auf dem Müll. „Unser Ernährungssystem ist eine der wichtigsten Ursachen für den Klimawandel, das Artensterben,für Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, vermeidbare Krankheiten, Kinderarbeit, Armut und Ungerechtigkeit. Dieses System ist krank.“ heißt es zu Recht auf der deutschen Seite zum Weltagrarbericht.
Wer ernährt die Welt?
Die Agrarindustrie wird von den Regierungen stark subventioniert. Vom Haushalt der EU erhält der Agrarsektor mit 38% den größten Anteil, 40 Milliarden Euro im Jahr. Die Unternehmen erklären, dass nur sie die Versorgung der Bevölkerung durch Massenproduktion garantieren können. Die Gelder werden nach Größe des Landes im Besitz des Betriebs verteilt.
Die gesamte Nahrungsmittelkette ist so organisiert, dass wenige Großunternehmen am Billionenmarkt verdienen, während die Erzeuger sehr wenig erhalten. Weltweit, und auch in Deutschland, ringen kleinere Höfe und Betriebe um ihre Existenz.
Dabei ernähren gerade die Kleinbauernfamilien die Welt, sie liefern mehr als 70 % der Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung. Sie verbrauchen nur bis zu 25 % der Ressourcen – einschließlich Land, Wasser und fossiler Brennstoffe.
Die Agrarindustrie verbraucht mehr als 75 % der landwirtschaftlichen Ressourcen der Welt und ist eine Hauptquelle von Treibhausgasemissionen, versorgt aber weniger als 30 % der Weltbevölkerung mit Nahrung.
Eine gute Zusammenstellung von Daten mit Illustrationen hat ETC Group erstellt (englisch): Who will feed us? The Peasant Food Web vs. The Industrial Food Chain.